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Unterm Staub


Allerorts hört man: „Du musst hinter die Fassade“ blicken. Macht das doch bitte mal in meiner Wohnung. Darunter findet sich allerhand Sehens- und liebenswertes. Die Staubschicht auf den Bildern und den Fenstern dient dem Schutz der Augen. Ich möchte ja nicht, dass jemand geblendet wird. Die Staubschicht auf den Büchern dient dem natürlichen Alterungsprozess und beschleunigt somit die Antiquitätentauglichkeit. Wer will mit dem Verkauf schon warten bis er tot ist?

Die Wollmäuseschicht auf dem Boden ersetzt die Antirutschmatte und dient zusätzlich der Behaglichkeit. Wer will sich schon mit nackten Sohlen auf kalten, glatten Flächen bewegen? Außerdem mache ich gerade eine Therapieausbildung (ähnlich einem Therapiehund) für Stauballergiker. Ich diene dann sozusagen als Auffangschulter, wenn ich meine Vorhänge ausschüttle und mir der Patient mit Schnappatmung nach hinten in meine Arme kippt. Wer braucht schon frische Luft in der Wohnung, davon gibt`s doch wohl draußen mehr als genug.

„Du musst über den Tellerrand blicken!“ Nicht alles muss man sich zu Herzen nehmen. In meinem Fall ist der Anblick auf den Teller immer schöner als darüber hinaus. Ich habe einen roten Esstisch und die Staubschicht darauf soll schließlich die Farbe schützen so lange es geht. Sollte sie irgendwann dann doch verblichen sein nehme ich die Staubpartikel, rühre sie in Glitzerfarbe ein und streiche damit den Tisch neu. Ja, das ist Retro. Und dafür brauche ich nicht mal chemisches Partikelgemisch um einen tollen Rau-Effekt zu erzielen. Es lebe die Putzunlust und steigere die Kreativität.


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