Pino, und wie er mich fand
Von Kind an hatte ich Katzen und kann mir ein Leben ohne gar nicht vorstellen.
Als mein letzter Kater Speedy zusammengeführt wurde, beschlossen mein Mann und ich, dass wir uns das nicht mehr antun
würden, - Katze kommt keine mehr ins Haus.
Nach einigen Monaten, ich fand mich immer häufiger auf Inseraten Seiten wieder, wo Katzen angeboten wurden, schaute
mich auf einmal ein kleiner schwarzer Kater an, der Text dazu lautete: Ungarischer Straßenkater, aus der Todesstation gerettet,
sucht ein zu Hause. Er ist Einzelgänger und mag keine anderen Tiere.
Nachdem wir einen Schäferhund Blacky hatten, schloß ich das Inserat wieder. Dieses Spiel spielte ich einige Tage, bis ich meinen Mann soweit hatte, und er meinte: "Jetzt ruf doch endlich mal an!" Das Gespräch dauerte 2 Minuten und als ich auflegte, hatte ich ausgemacht, dass mir die Dame meinen Pino am nächsten Tag zustellen würde, unser Auto war in der Werkstatt. Allerdings hatten wir uns versprochen, dass Pino ein Hauskater wird, weil zusammenführen wollten wir uns kein Tier mehr lassen.
Und dann kam Pino! Wir ließen ihn im Haus sogleich aus und er verschwand nicht etwa unter dem nächsten Schrank, nein er stellte seinen Schwanz auf und erkundete gleich mal die Umgebung. Da unser Hund Katzen nichts tat, ließen wir nach einer viertel Stunde Blacky ins Haus und Pino verschwand sofort unter dem Sofa. Nach einer Minute kam Pino aber wieder hervor, setzte sich aufs Sofa und fixierte Blacky mit einem Blick, der besagte: "Hör zu, ich bin gerade hier eingezogen, hier gefällt es mir, ich bin der Chef, und von Dir, lass ich mich ganz sicherlich nicht vertreiben! Blacky schaute zurück, drehte sich um und legte sich in seinen Korb, schaute mich an und seufzte tief. Damit war der Fall erledigt! Dafür bin ich meinem Blacky sehr dankbar!
Pino war der liebste und schmusigste Kater, aber von Zeit zu Zeit hatte er "Anfälle" da sah ich, wie es in seinen Augen umschaltete, und er sprang mich an, vorzugsweise an den Kopf und gleichzeitig biss er zu, sofest er konnte; es war klar, in diesem Moment wollte er mir wehtun!
Ich schnappte ihn dann immer, drückte ihn ganz fest, steichelte ihn und erklärte ihm immer und immer wieder, dass ich ihn auch dann gern haben würde, wenn er eben nicht der liebe Schmusekater ist und ich ihn nie und nimmer wieder abgeben würde.
Dank diesen "Anfällen" bin ich dann zu Heike Maria Krzemien gekommen, in der Hoffnung, sie würde Pino erklären, dass er das in Zukunft unterlassen sollte. Gleichzeitig haderte ich schon lange damit, dass Pino ein Hauskater war, ich kann mit eingesperrten Tieren einfach nicht umgehen und litt mehr als mein Kater. Aber, so meine Hoffnung, Heike Maria könnte ihm ja ganz einfach sagen, er solle nicht auf die Stasse gehen und gut ist´s!
Was soll ich sagen, Pinos Anfälle kommen so gut wie gar nicht mehr vor, allerdings hat er mir damit auch aufgezeigt, dass ich etwas mit mir herumtrug, was nicht zu mir gehörte, und ich nicht mit mir im Reinen war. Leider ist es nicht möglich einem Tier bei einer TK zu sagen, es solle nicht auf die Strasse gehen, das ist immer die Entscheidung des Tieres und wir wissen nicht, was für eine Lebensaufgabe dahinter steckt.
Ich für mich habe allerdings dank Pinos Hilfe lernen dürfen, dass es die eigene Angst ist, die uns Tiere einsperren läßt. Mein ausschlaggebender Punkt Pino die Freiheit zu schenken war, als eine Freundin von mir, mir erzählte dass ihre Wohnungskatze an Katzenaids erkrankt sei. Sie frage mich, was ich machen würde, wenn Pino solch eine Diagnose bekäme. Wie aus der Pistole geschossen kam meine Antwort: "Dann würde ich ihn freilassen".
Darüber musste ich dann selber nachdenken und ich erkannte das Absurde an der Situation. Wenn Pino krank würde, wäre er frei, ist er aber gesund, ......
Die ersten Tage in Freiheit, waren für mich sehr schwer, ich wollte weder in Panik verfallen, noch Pino etwas schlechtes herbeidenken. Also zog ich ihm ein energetisches Schutzmanterl an und war beruhigt, da ich darauf vertraute, dass es ihn schützen würde. Oftmals sah ich ihn durch das Katzentürl mit einem Superman Mantel in blau gehalten, entschwinden! Ich merkte aber auch, dass meine Angst nachließ und ich Pino oft auch ohne gehen ließ in der festen Überzeugung, es ist rundum geschützt. Außerdem hatten wir vereinbart, dass er die Nächte herinnen verbringen würde. Das klappte auch super, zur vereinbarten Zeit war Pino in 95% der Tage auch da. Er kam, fraß und legte sich selbstverständlich auf seinen Schlafplatz ohne zu maunzen oder hinaus zu verlangen.
Und dann kam der Schock: Ich sag Pino auf der anderen Strassenseite, wo ich doch so überzeugt war, er hätte verstanden, eben nicht dorthin zu gehen. Ich erklärte ihm, ich sei stocksauer, wütend und enttäuscht, denn er habe mein Vertrauen mißbraucht.
Seine Antwort war: "Nein es ist umgekehrt, Du hast kein Vertrauen zu mir, wenn Du nicht glaubst, dass ich auf mich selber aufpassen kann!"
Naja, wo er recht hat hat er recht. Wie sagt Heike so schön: "Eine Diskussion mit Tieren kann man nicht gewinnen"!
Mittlerweile ist es so, dass die Türe auch in der Nacht offen bleibt und Pino kommen und gehen kann, wie er möchte. Er erscheint am Abend pünktlich, legt sich schlafen und geht in der Früh erst hinaus, mitunter vielleicht schon eine halbe Stunde früher als vorher.
Bei der Entscheidung Freigänger oder nicht, hatte ich am Anfang wiedereinmal Angst, was wenn,.... was wenn ihm etwas passiert, mache ich mir ewig Vorwürfe? Auch dieses Gefühl gibt es jetzt nicht mehr! Er hat ein schönes Leben in Freiheit, das hoffentlich sehr lange dauert.
Wenn mich jemand fragen würde: "Was ist Dir lieber, 90 Jahre alt zu werden, eingesperrt, oder 50 Jahre aber in Freiheit? Dann fällt die Entscheidung nicht schwer!